Die Geschichte der Philosophie und Pädagogik
Plötzlich allein
Die Sonne schien warm vom Himmel. Katja lehnte sich gemütlich auf der Parkbank zurück und krempelte die langen Hosenbeine ein wenig auf. Sie blickte hinüber zu ihrer Tochter und lächelte ihr zu. „Wie süß sie doch ist, wie schön sie spielt“, dachte sie.
Laureen war gerade dabei gemeinsam mit zwei anderen kleinen Mädchen eine riesige Burg in der Sandkiste zu bauen. Eifrig klopfte sie mit ihren kleinen Händchen den Sand fest. Dann stand sie auf und lief über den
ganzen Spielplatz hinüber zur Schaukel. Katja blickte ihr verträumt nach. Sie hatte sich schon die ganze Zeit gewundert, mit welcher Geduld und Ausdauer ihre Kleine die große Sandburg gebaut hatte. Laureen war nämlich ein sehr munteres, aufgewecktes Kind, dem eine Sache schnell zu langweilig wurde und das ständig etwas anderes tun wollte. Nun stand Laureen vor dem Schaukelgerüst. „Mami, Mami!“, rief sie und blickte erwartungsvoll hinüber zur Parkbank. Katja stand auf und ging zu ihrer Tochter. Dann gab sie ihr ganz viel Anschwung, genau so, wie Laureen es mochte. Laureen juchzte vor Freude. „Mehr, mehr!“, rief sie immer wieder. „Ich bin fast in den Wolken, ich fliege Mami, ich fliege!“ Katja lachte mit ihrer Kleinen, die gute Laune steckte sie förmlich an und sie genoss den sonnigen Tagen in vollen Zügen. Nach einiger Zeit hatte Laureen keine Lust mehr zum Schaukeln.
Katja und ihre Tochter machten sich auf den Weg in die Eisdiele. Bei den heißen Temperaturen, brauchten sie unbedingt noch eine kleine Abkühlung.
Es war kurz vor sechs, als Katja die Wohnungstür aufschloss. „Laureen, zieh bitte draußen deine Schuhe aus, die sind ganz sandig!“, mahnte sie ihre Kleine. Dann gingen sie hinein in die Wohnung hinüber in die Küche. Während Laureen am Küchentisch eifrig damit begann ein Bild zu malen, bereitete Katja das Abendbrot vor. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie an diesem Tag noch gar nicht den Briefkasten ausgenommen hatte. Sie ging in den Flur, zog die oberste Schublade ihrer hölzernen Kommode auf und griff nach dem kleinen Schlüssel. Dann ging sie zum Postkasten und öffnete ihn.
Zahlreiche Reklameprospekte fielen ihr in die Hände. Während Katja die Treppe zu ihrer Wohnungstür wieder hinauflief, warf sie bereits einen kurzen Blick auf einige Werbungsblätter. Plötzlich rutschte ein Brief aus dem Packen mit Zetteln hinaus und fiel ihr vor die Füße. Sie bückte sich und nahm den
weißen Umschlag auf. Sofort fiel ihr der Absender ins Auge. Sie wurde nervös. Ihre Hände begannen zu zittern und das Blut schoss ihr in den Kopf. In der Wohnung angelangt, warf sie einen kurzen Blick hinüber in die Küche, um sich zu vergewissern, dass Laureen immer noch artig am Tisch saß und malte. Dann ging sie hinüber ins Wohnzimmer und ließ sich auf das große Ecksofa fallen. Sie atmete tief durch. Heute war einer der ersten Tage in dieser Woche gewesen, wo sie nicht an den Brief gedacht hatte. Sie hatte versucht sich abzulenken, hatte den Tag genossen. Ihr Herz schlug immer schneller. Nervös begann sie auf ihren Fingernägeln zu kauen. Sie hatte wahnsinnige Angst den Brief zu öffnen. Sie wusste, dass in wenigen Sekunden alles anders sein könnte. „Bitte, bitte, bitte!“, flüsterte sie vor sich hin und drückte den Briefumschlag ganz fest an ihr Herz.
Dann riss sie den Umschlag auf und blickte auf das maschinell geschriebene Schreiben. Sie war unendlich nervös, viel zu nervös, um zu lesen. „Sehr
geehrte Frau Manzinger!“, begann das Schreiben. Sie blickte auf die Mitte des Briefbogens, was interessierten sie diese allgemeinen Redewendungen, diese Höflichkeitsfloskeln. Sie wollte es jetzt wissen, es schwarz auf weiß lesen, sie hielt diese Unsicherheit nicht mehr aus. Dann fiel ihr die Stelle ins Auge. Ungläubig starrte sie auf die Wörter. „Nein, nein!“, wimmerte sie. Tränen standen ihr in den Augen. Wie ein Häufchen Elend kauerte sie sich auf dem Sofa zusammen und weinte. Sie vergaß alles um sich herum, schluchzte einfach so vor sich hin und blickte ins Leere. Plötzlich stand ihre Tochter vor ihr. „Mami, Mami, was ist denn? Wo bleibst du. Ich hab Hunger!“ Katja schaute ihre Tochter an. . In dem Moment begann ihr Herz noch schneller zu rasen. Sie wusste, dass sie sich jetzt zusammenreißen musste, es gab keine andere Möglichkeit. „Ich komm ja schon, ich bin gleich da“, beruhigte sie die Kleine. Dann stand sie auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und strich ihrer Tochter sanft über die langen weichen Haare.
Laureen aß eifrig ihr Butterbrot und löffelte anschließend noch einen Erdbeerjoghurt aus. Katja schaute ihr zu, strich ihr immer wieder liebevoll über ihr kleines Gesicht. Sie selbst konnte nichts essen, ihr war unendlich schlecht. Sie hatte auch ohne etwas gegessen zu haben, bereits das Gefühl, dass sie sich gleich übergeben musste. Plötzlich klingelte das Telefon. „Mami, ich geh!“, rief die Kleine aufgeweckt. Dann sprang sie auf und rannte in den Flur zum Telefon. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie mit dem Hörer in der Hand zurück in die Küche trat. „Mama“, sagte sie, „Papa ist am Telefon. Er will dich auch noch mal sprechen.“ Katja stand auf. Sie hatte befürchtet, dass er sie heute noch anrufen würde. Sie nahm Laureen den Hörer aus der Hand und ging hinüber ins Wohnzimmer. Sie wollte auf gar keinen Fall, dass die Kleine das Gespräch mitbekam. Sie war so wütend und wusste, dass sie kaum in der Lage sein würde, normal, sachlich mit ihm zu reden. Trotzdem wollte sie es versuchen, sie wusste, dass es zu spät war, dass alles andere keinen Sinn hatte. „Ja!“, meldete sie sich und wartete darauf, dass er nun etwas sagen würde. „Hast du das Schreiben, den richterlichen Beschluss bekommen?“, waren seine ersten Worte, die ihr unmittelbar einen Stich ins Herz versetzten. In ihren Gedanken sah sie ihn jetzt vor sich. Sie wusste, dass er in diesem Moment ein breites überlegenes Grinsen im Gesicht haben würde. Der Gedanke daran stimmte sie noch unglücklicher. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Ihr schien das ganze Telefongespräch so unendlich überflüssig. Plötzlich hatte sie sich nicht mehr unter Kontrolle. „Was willst du? Was willst du noch? Du hast doch alles, was du wolltest! Musst du mich jetzt noch so quälen???“, schrie sie ins Telefon. Zeitgleich begann sie so bitterlich zu weinen, dass ihre Worte kaum noch zu verstehen waren. „Katja, nun lass uns doch wie erwachsene Menschen miteinander reden, wenigstens der Kleinen zuliebe!“ Sie hasste es, wenn er so belehrend, von oben herab mit ihr sprach. Er sollte doch einfach seinen Mund halten, sollte sie in Ruhe lassen. Sie konnte und wollte seine Stimme jetzt nicht hören. „Ich, ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich Laureen morgen früh abholen kommen werde. Ich habe mir frei genommen. Nur damit du Bescheid weißt!“, sprach er weiter. „Stephan bitte, bitte lass mir doch die Kleine, bitte, bitte…“, wimmerte sie immer wieder. „Du kannst mir doch nicht einfach so die Kleine wegnehmen. Sie braucht doch ihre Mutter.“ „Was heißt denn einfach so?“, fuhr er sie wütend an. „Du weißt doch, dass das ein langer Weg war. Die Kleine gehört genauso zu mir und du weißt doch, dass sie es bei mir gut haben wird. Ich kann ihr alles bieten.“ Sie knallte den Telefonhörer wütend auf den Boden und wälzte sich schluchzend auf dem Sofa umher. „Laureen, Laureen“, wimmerte sie immer wieder vor sich hin. Auch wenn sie irgendwie befürchtet hatte, dass es so kommen könnte, sie hatte es verdrängt, hatte immer wieder die Hoffnung gehabt, dass doch noch alles gut werden würde. Aber wie waren auch ihre Chancen gewesen: Sie, eine arbeitslose, junge, allein stehende Mutter. Er, Juniorchef, mittlerweile wieder glücklich verheiratet, wohlhabend, im besten Alter und was das Entscheidende war, er hatte die
besten Kontakte, den besten aller Anwälte. Wie unfair das Leben, die Welt doch ist! Ich hab die Kleine doch so unendlich doll lieb, sie hat es doch so gut bei mir, dachte sie. Der Gedanke daran, dass sie morgen ganz alleine sein würde, schien ihr unerträglich. Sie wusste, dass sie sich jetzt noch einmal zusammenreißen musste, wenigstens für diesen Abend, ihrer Tochter zuliebe. Sie ging zurück zu Laureen in die Küche. „Wollen wir etwas spielen?“, fragte sie die Kleine. Dann gingen sie hinüber ins Kinderzimmer und sie spielten eine ganze Weile zahlreiche unterschiedliche Gesellschaftsspiele. Katja genoss es das fröhliche unbeschwerte Lachen ihrer Tochter zu hören. Irgendwann wurde die Kleine wahnsinnig müde. Katja wusste, dass es schon viel zu spät war, aber sie hatte die letzten Stunden mit ihrer Tochter ausnutzen wollen. An diesem Abend durfte Laureen mit bei ihr im Bett
schlafen. Katja lag die ganze Nacht wach und blickte ihre friedlich schlafende Tochter an. Noch war ihr gar nicht so wirklich bewusst, dass am kommenden Morgen nichts mehr so sein würde, wie früher.
Es war am nächsten Morgen gegen 10 Uhr, als es an der Tür klingelte. Laureen stürmte zur Tür und öffnete. „Papa, Papa!“, rief sie. Stephan hob die Kleine auf seinen Arm und lächelte ihr zu. Dann trat er in die Wohnung. „Katja, guten Morgen. Hast du ein paar Sachen zusammengepackt?“ Katja blickte ihn hasserfüllt und vernichtend an. Wieder standen ihr Tränen in den Augen. Stephan ging gemeinsam mit Laureen hinüber ins Kinderzimmer und kramte einige Dinge zusammen. „Das genügt erstmal!“, sprach er. „Nun schau doch nicht so traurig. Sie ist doch auch meine Tochter. Ich will doch nur das Beste für sie. Du kannst sie jeder Zeit sehen, etwas mit ihr unternehmen, aber wohnen wird sie nun mal ab sofort
bei mir. Das steht doch auch so im richterlichen Beschluss.“ Mit diesen Worten verabschiedete Stephan sich. Katja umarmte ihre Tochter noch einmal ganz fest, gab ihr einen Kuss und streichelte ihr übers Gesicht.
Dann fiel die Tür hinter Stephan und Laureen ins Schloss.
Die Sonne schien warm vom Himmel. Katja lehnte sich gemütlich auf der Parkbank zurück und krempelte die langen Hosenbeine ein wenig auf. Sie blickte hinüber zu ihrer Tochter und lächelte ihr zu. „Wie süß sie doch ist, wie schön sie spielt“, dachte sie.
Laureen war gerade dabei gemeinsam mit zwei anderen kleinen Mädchen eine riesige Burg in der Sandkiste zu bauen. Eifrig klopfte sie mit ihren kleinen Händchen den Sand fest. Dann stand sie auf und lief über den
ganzen Spielplatz hinüber zur Schaukel. Katja blickte ihr verträumt nach. Sie hatte sich schon die ganze Zeit gewundert, mit welcher Geduld und Ausdauer ihre Kleine die große Sandburg gebaut hatte. Laureen war nämlich ein sehr munteres, aufgewecktes Kind, dem eine Sache schnell zu langweilig wurde und das ständig etwas anderes tun wollte. Nun stand Laureen vor dem Schaukelgerüst. „Mami, Mami!“, rief sie und blickte erwartungsvoll hinüber zur Parkbank. Katja stand auf und ging zu ihrer Tochter. Dann gab sie ihr ganz viel Anschwung, genau so, wie Laureen es mochte. Laureen juchzte vor Freude. „Mehr, mehr!“, rief sie immer wieder. „Ich bin fast in den Wolken, ich fliege Mami, ich fliege!“ Katja lachte mit ihrer Kleinen, die gute Laune steckte sie förmlich an und sie genoss den sonnigen Tagen in vollen Zügen. Nach einiger Zeit hatte Laureen keine Lust mehr zum Schaukeln. Katja und ihre Tochter machten sich auf den Weg in die Eisdiele. Bei den heißen Temperaturen, brauchten sie unbedingt noch eine kleine Abkühlung.
Es war kurz vor sechs, als Katja die Wohnungstür aufschloss. „Laureen, zieh bitte draußen deine Schuhe aus, die sind ganz sandig!“, mahnte sie ihre Kleine. Dann gingen sie hinein in die Wohnung hinüber in die Küche. Während Laureen am Küchentisch eifrig damit begann ein Bild zu malen, bereitete Katja das Abendbrot vor. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie an diesem Tag noch gar nicht den Briefkasten ausgenommen hatte. Sie ging in den Flur, zog die oberste Schublade ihrer hölzernen Kommode auf und griff nach dem kleinen Schlüssel. Dann ging sie zum Postkasten und öffnete ihn.

Zahlreiche Reklameprospekte fielen ihr in die Hände. Während Katja die Treppe zu ihrer Wohnungstür wieder hinauflief, warf sie bereits einen kurzen Blick auf einige Werbungsblätter. Plötzlich rutschte ein Brief aus dem Packen mit Zetteln hinaus und fiel ihr vor die Füße. Sie bückte sich und nahm den
weißen Umschlag auf. Sofort fiel ihr der Absender ins Auge. Sie wurde nervös. Ihre Hände begannen zu zittern und das Blut schoss ihr in den Kopf. In der Wohnung angelangt, warf sie einen kurzen Blick hinüber in die Küche, um sich zu vergewissern, dass Laureen immer noch artig am Tisch saß und malte. Dann ging sie hinüber ins Wohnzimmer und ließ sich auf das große Ecksofa fallen. Sie atmete tief durch. Heute war einer der ersten Tage in dieser Woche gewesen, wo sie nicht an den Brief gedacht hatte. Sie hatte versucht sich abzulenken, hatte den Tag genossen. Ihr Herz schlug immer schneller. Nervös begann sie auf ihren Fingernägeln zu kauen. Sie hatte wahnsinnige Angst den Brief zu öffnen. Sie wusste, dass in wenigen Sekunden alles anders sein könnte. „Bitte, bitte, bitte!“, flüsterte sie vor sich hin und drückte den Briefumschlag ganz fest an ihr Herz. Dann riss sie den Umschlag auf und blickte auf das maschinell geschriebene Schreiben. Sie war unendlich nervös, viel zu nervös, um zu lesen. „Sehr
geehrte Frau Manzinger!“, begann das Schreiben. Sie blickte auf die Mitte des Briefbogens, was interessierten sie diese allgemeinen Redewendungen, diese Höflichkeitsfloskeln. Sie wollte es jetzt wissen, es schwarz auf weiß lesen, sie hielt diese Unsicherheit nicht mehr aus. Dann fiel ihr die Stelle ins Auge. Ungläubig starrte sie auf die Wörter. „Nein, nein!“, wimmerte sie. Tränen standen ihr in den Augen. Wie ein Häufchen Elend kauerte sie sich auf dem Sofa zusammen und weinte. Sie vergaß alles um sich herum, schluchzte einfach so vor sich hin und blickte ins Leere. Plötzlich stand ihre Tochter vor ihr. „Mami, Mami, was ist denn? Wo bleibst du. Ich hab Hunger!“ Katja schaute ihre Tochter an. . In dem Moment begann ihr Herz noch schneller zu rasen. Sie wusste, dass sie sich jetzt zusammenreißen musste, es gab keine andere Möglichkeit. „Ich komm ja schon, ich bin gleich da“, beruhigte sie die Kleine. Dann stand sie auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und strich ihrer Tochter sanft über die langen weichen Haare. Laureen aß eifrig ihr Butterbrot und löffelte anschließend noch einen Erdbeerjoghurt aus. Katja schaute ihr zu, strich ihr immer wieder liebevoll über ihr kleines Gesicht. Sie selbst konnte nichts essen, ihr war unendlich schlecht. Sie hatte auch ohne etwas gegessen zu haben, bereits das Gefühl, dass sie sich gleich übergeben musste. Plötzlich klingelte das Telefon. „Mami, ich geh!“, rief die Kleine aufgeweckt. Dann sprang sie auf und rannte in den Flur zum Telefon. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie mit dem Hörer in der Hand zurück in die Küche trat. „Mama“, sagte sie, „Papa ist am Telefon. Er will dich auch noch mal sprechen.“ Katja stand auf. Sie hatte befürchtet, dass er sie heute noch anrufen würde. Sie nahm Laureen den Hörer aus der Hand und ging hinüber ins Wohnzimmer. Sie wollte auf gar keinen Fall, dass die Kleine das Gespräch mitbekam. Sie war so wütend und wusste, dass sie kaum in der Lage sein würde, normal, sachlich mit ihm zu reden. Trotzdem wollte sie es versuchen, sie wusste, dass es zu spät war, dass alles andere keinen Sinn hatte. „Ja!“, meldete sie sich und wartete darauf, dass er nun etwas sagen würde. „Hast du das Schreiben, den richterlichen Beschluss bekommen?“, waren seine ersten Worte, die ihr unmittelbar einen Stich ins Herz versetzten. In ihren Gedanken sah sie ihn jetzt vor sich. Sie wusste, dass er in diesem Moment ein breites überlegenes Grinsen im Gesicht haben würde. Der Gedanke daran stimmte sie noch unglücklicher. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Ihr schien das ganze Telefongespräch so unendlich überflüssig. Plötzlich hatte sie sich nicht mehr unter Kontrolle. „Was willst du? Was willst du noch? Du hast doch alles, was du wolltest! Musst du mich jetzt noch so quälen???“, schrie sie ins Telefon. Zeitgleich begann sie so bitterlich zu weinen, dass ihre Worte kaum noch zu verstehen waren. „Katja, nun lass uns doch wie erwachsene Menschen miteinander reden, wenigstens der Kleinen zuliebe!“ Sie hasste es, wenn er so belehrend, von oben herab mit ihr sprach. Er sollte doch einfach seinen Mund halten, sollte sie in Ruhe lassen. Sie konnte und wollte seine Stimme jetzt nicht hören. „Ich, ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich Laureen morgen früh abholen kommen werde. Ich habe mir frei genommen. Nur damit du Bescheid weißt!“, sprach er weiter. „Stephan bitte, bitte lass mir doch die Kleine, bitte, bitte…“, wimmerte sie immer wieder. „Du kannst mir doch nicht einfach so die Kleine wegnehmen. Sie braucht doch ihre Mutter.“ „Was heißt denn einfach so?“, fuhr er sie wütend an. „Du weißt doch, dass das ein langer Weg war. Die Kleine gehört genauso zu mir und du weißt doch, dass sie es bei mir gut haben wird. Ich kann ihr alles bieten.“ Sie knallte den Telefonhörer wütend auf den Boden und wälzte sich schluchzend auf dem Sofa umher. „Laureen, Laureen“, wimmerte sie immer wieder vor sich hin. Auch wenn sie irgendwie befürchtet hatte, dass es so kommen könnte, sie hatte es verdrängt, hatte immer wieder die Hoffnung gehabt, dass doch noch alles gut werden würde. Aber wie waren auch ihre Chancen gewesen: Sie, eine arbeitslose, junge, allein stehende Mutter. Er, Juniorchef, mittlerweile wieder glücklich verheiratet, wohlhabend, im besten Alter und was das Entscheidende war, er hatte die
besten Kontakte, den besten aller Anwälte. Wie unfair das Leben, die Welt doch ist! Ich hab die Kleine doch so unendlich doll lieb, sie hat es doch so gut bei mir, dachte sie. Der Gedanke daran, dass sie morgen ganz alleine sein würde, schien ihr unerträglich. Sie wusste, dass sie sich jetzt noch einmal zusammenreißen musste, wenigstens für diesen Abend, ihrer Tochter zuliebe. Sie ging zurück zu Laureen in die Küche. „Wollen wir etwas spielen?“, fragte sie die Kleine. Dann gingen sie hinüber ins Kinderzimmer und sie spielten eine ganze Weile zahlreiche unterschiedliche Gesellschaftsspiele. Katja genoss es das fröhliche unbeschwerte Lachen ihrer Tochter zu hören. Irgendwann wurde die Kleine wahnsinnig müde. Katja wusste, dass es schon viel zu spät war, aber sie hatte die letzten Stunden mit ihrer Tochter ausnutzen wollen. An diesem Abend durfte Laureen mit bei ihr im Bett
schlafen. Katja lag die ganze Nacht wach und blickte ihre friedlich schlafende Tochter an. Noch war ihr gar nicht so wirklich bewusst, dass am kommenden Morgen nichts mehr so sein würde, wie früher. Es war am nächsten Morgen gegen 10 Uhr, als es an der Tür klingelte. Laureen stürmte zur Tür und öffnete. „Papa, Papa!“, rief sie. Stephan hob die Kleine auf seinen Arm und lächelte ihr zu. Dann trat er in die Wohnung. „Katja, guten Morgen. Hast du ein paar Sachen zusammengepackt?“ Katja blickte ihn hasserfüllt und vernichtend an. Wieder standen ihr Tränen in den Augen. Stephan ging gemeinsam mit Laureen hinüber ins Kinderzimmer und kramte einige Dinge zusammen. „Das genügt erstmal!“, sprach er. „Nun schau doch nicht so traurig. Sie ist doch auch meine Tochter. Ich will doch nur das Beste für sie. Du kannst sie jeder Zeit sehen, etwas mit ihr unternehmen, aber wohnen wird sie nun mal ab sofort
bei mir. Das steht doch auch so im richterlichen Beschluss.“ Mit diesen Worten verabschiedete Stephan sich. Katja umarmte ihre Tochter noch einmal ganz fest, gab ihr einen Kuss und streichelte ihr übers Gesicht. Dann fiel die Tür hinter Stephan und Laureen ins Schloss.
KristinaD - 13. Feb, 14:14


wie es weitergehen sollte. Er wusste, dass sie ihn am nächsten Tag wieder zur Vernehmung holen würden. Wenn er doch bloß mit seiner Frau sprechen könnte, dann wüsste er wenigsten was sie dachte, wie sie fühlte, ob sie weiterhin dafür kämpfen wollte in die BRD zu gelangen oder ob sie Angst bekommen hatte und bereits einen Rückzieher gemacht hatte.
Vorwürfe machen könnte, dass er so schnell klein beigegeben und Reue gezeigt hatte. Überhaupt hatte er keine Ahnung wie die Zukunft aussehen sollte. Sie hatten beide keine Arbeit mehr, wovon sollten sie denn leben. Wie sollten sie denn nun auf einmal mit den sozialistischen Erziehungsmethoden klar kommen, unter denen auch ihre Tochter in der Schule zu leiden hatte.
Küchentür ganz genau. Aus ihrem Nachtisch nahm sie ein kleines Fotoalbum und legte es in den Rucksack. Dann ging sie hinüber ins Kinderzimmer und schaute eine ganze Weile der Tochter lächelnd beim Spielen zu. Irgendwann ging sie zu ihr, umarmte das kleine unwissende Mädchen und hauchte ihr ein „Ich hab dich ganz doll lieb!“, ins Ohr. Dann ließ sie ihre Tochter los, ging zurück in den Flur und öffnete die Haustür. „Anna, bitte, Anna!“, rief er immer wieder. Sie atmete ein letztes Mal kräftig durch, warf ihrem Mann einen letzen entschuldigenden Blick zu, dann machte sie einen Schritt über die Türschwelle und war aus Peters Blickfeld verschwunden. Er rannte ihr nach, schüttelte sie, flüsterte ihr immer wieder eindringlich zu: „Tu es nicht, bitte.“ Doch Anna riss sich los und rannte die Treppenstufen des Mehrfamilienhauses hinunter.
dem Album, zerriss es in Hunderte von Einzelteile, warf die Fotofetzen ins Feuer und schaute zu, wie die Einzelteile in Windeseile verglühten. Einige der Fotos betrachte sie eine
ganze Weile, bevor sie sie zerriss. Sie dachte zurück an alles, was damals gewesen war, an all die schönen Momente, die so schnell, so plötzlich und unerwartet vorübergegangen waren. Sie war ganz in ihre Gedanken vertieft, nahm das wiederholte Klingeln an der Tür nun schon beinahe gar nicht mehr wahr. Sie wollte ungestört und alleine sein. Das hatte sie ihren Eltern und Freunden auch gesagt. Sie erinnerte sich an ein Gedicht von Andreas Gryphius, dass sie vor einiger Zeit in einem Gedichtsband gelesen hatte, den sie im Wohnzimmer der Eltern hatte stehen sehen. „Was jetztund prächtig blüht, soll bald zertreten werden, was jetzt so pocht und trotzt , ist morgen Asch und Bein. Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein. Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.“
steckte sich eine Praline in den Mund, dann noch eine und eine weitere. Als sie den Kasten nach einiger Zeit zurückstellen wollte, fiel ihr auf, dass sie sich ihren beigen Hosenanzug mit Nussnugatcreme eingeschmiert hatte. Sie starrte auf den Fleck auf der hellen Jacke. „Gut so“, dachte sie, den brauch ich ja eh nicht mehr.“. Sie zog die Jacke aus und warf sie auf den Boden. Sie dachte zurück an die vergangene Woche, als sie mit Mutter und Schwester in der Stadt gewesen war, um sich etwas Passendes zum Anziehen auszusuchen. Es war gar nicht so einfach gewesen. Mindestens 30 unterschiedliche Hosenanzüge und unzählige Kleider hatte sie anprobiert, bevor sie sich schließlich für den einen entschieden hatte. Es sollte eben alles zu Hundertprozent perfekt sein an diesem besonderen einmaligen Tag. Sie dachte an all die Vorbereitungen in den vergangenen Wochen und Monaten und wusste nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. Die Situation war so unendlich absurd. Schlimmer hätte es doch alles gar nicht laufen können. Wie viel Mühe sie sich alleine bei der Auswahl des Menüs und der Tischdekoration gegeben hatte. Und dann die Einladungskarten. Sie hatte so lange an der Optik herumgefeilt und ewig überlegt, wer denn alles eingeladen werden müsste. Es sollte ja auch niemand vergessen werden. Sie hatte sich so unendlich viel Mühe bei all den Vorbereitungen gegeben, hatte beinahe alles alleine gemacht. Er hatte wenig Zeit gehabt, „Stress bei der Arbeit“ hatte er immer entschuldigend gesagt und sie alles alleine machen lassen. Sie war so naiv und blöd gewesen und hatte ihm auch noch geglaubt, ihm blind vertraut, in allem, was er gesagt und getan hatte.
einfach „nein“ gesagt. Es hatte eine Weile gedauert, bis die Antwort kam. Sie hatte ihn schon ganz unruhig angesehen, ihn angetickt und dann, dann hatte er einfach gesagt: „Nein, es tut mir leid, ich kann nicht!“ Zuerst dachte sie, sie hätte sich verhört. Aber als sie in seine Augen blickte, wurde ihr klar, dass sie schon ganz richtig verstanden hatte, was er da eben gesagt hatte. Obwohl sie sich nicht zu den Gästen umgedreht hatte, hatte Laura gemerkt, welch Unruhe unter den Anwesenden entstanden war. Der Standesbeamte schaute irritiert und mitleidig in die Runde. Vermutlich hatte er selbst noch nie eine solch absurde Situation erlebt. Sie hatte sich hintergangen und gedemütigt gefühlt. Dann hatte Jan sie zur Seite gezogen: „Es tut mir leid“, sagte er, „ich dachte es wäre richtig dich zu heiraten, aber ich liebe eine andere. Ich kann das einfach nicht. Es tut mir leid!“. Sie hatte ihn ungläubig angeblickt, dann war sie nach draußen ins Freie gerannt, ins Auto gestiegen und so schnell sie konnte nach Hause gefahren, ohne den anderen die Möglichkeit zu geben, sie aufzuhalten………
Flammen fallen. Dann zog sie den Verlobungsring vom Finger und warf ihn hinterher in den Kamin. Sie wollte nun nicht länger alleine sein. Plötzlich verspürte sie das Gefühl mit jemandem reden zu müssen. Sie wusste, dass die Menschen, die ihr wahnsinnig viel bedeuteten und denen sie wichtig war, noch immer vor dem Haus stehen würden, obwohl bereits Stunden vergangen waren. Sie stand auf, ging zur Haustür, öffnete und stürze in die Arme ihrer Mutter, die liebevoll über ihren Rücken streichelten.
großen antiken Bauwerke. Er blickte in eine schmale Gasse und entdeckte mehrere Tauben, die er unbedingt füttern wollte.
noch viele weitere Tauben und weil er seine Nahrung gerecht aufteilen wollte, lief er hinüber zu den anderen Vögeln und begann voller Freude damit, diese zu füttern.
lief zurück zu dem großen Platz, von dem er gekommen war. Er wollte zurück zu seinen Eltern, seine Mutter fragen, ob sie noch Kekse dabei hätte, die er verfüttern könnte. Auf dem riesigen Platz wimmelte es von Menschen. Suchend lief der Junge über den Platz und hielt Ausschau nach seinen Eltern. Er erinnerte sich an ihre mahnenden Worte: „Du musst immer bei uns bleiben. Hier sind so viele Leute und man kann sich ganz schnell verlieren. In Venedig ist es nicht wie zu Hause bei uns im Dorf.“ Der Kleine wurde immer nervöser und nervöser. Er lief schneller und schneller, schaute von links nach rechts und betrachtete sämtliche umherlaufende Erwachsene. Seine Eltern konnte er nirgends entdecken. Tränen liefen dem Jungen über die Wangen. „Das Beste wird wohl sein, wenn ich zurück zu unserem Hotel gehe“, dachte er und überlegte krampfhaft, woher sie auf dem Hinweg gekommen waren.
unerträglicher. Die Gassen wurden enger und enger und je weiter der Junge lief, desto weniger Menschen kamen ihm entgegen. Der kleine Junge hatte das Gefühl, dass die engen Gassen mit den hohen pompösen Gebäuden ihn beinahe erdrücken würden. Wo er nur hinblickte, alles sah für ihn gleich aus. Alles war ihm unbekannt. Zunehmend hatte der Kleine das Empfinden er sei in einem großen Labyrinth, aus dem es keinen Ausweg gab. Auf einmal begann der
Junge die Stadt zu hassen, die er in den ersten Tagen des Sommerurlaubs doch so geliebt und geschätzt hatte.
Im gleichen Moment öffnete Tim seine Augen und blickte verschlafen durch das Hotelzimmer. Er setzte sich hin und atmete auf: „Alles nur ein Traum, ein Urlaubstraum in Venedig mit Happyend“, dachte er und freute sich darauf am nächsten Tag weiter die Stadt mit den Eltern zu erkunden. Ein Lächeln auf den Lippen schlief er zufrieden wieder ein.


, Hausdächer, Bäume, Sträucher, Rasen und Straßen sind schneebedeckt. Im Radio hört man von schlechten Straßenverhältnissen, die ersten Verkehrsunfälle werden gemeldet und es wird zunehmend darauf hingewiesen langsam und vorsichtig zu fahren. Vor
den Häusern sieht man Menschen in warmen Mänteln und Jacken. Verärgert räumen sie den Schnee von Gehwegen und Auffahrten, kratzen den Schnee von der Windschutzscheibe ihrer Autos und fluchen über die schlechten Straßenbedingen und all die Nachbarn und Leute, die den Gehweg doch viel schlechter geräumt haben, als sie selbst. Sie ärgern sich darüber, dass die geplante Autotour viel mehr Zeit in Anspruch nehmen wird, als bei herkömmlichen Wetterbedingungen und wünschen sich nichts sehnlicher, als dass der Schnee endlich wieder sein Ende findet, obwohl er doch gerade erst gekommen ist.
, die aus der Vorweihnachtszeit übrig geblieben sind. Sie lesen Bücher, spielen Gesellschaftsspiele, erzählen sich Geschichten, blicken hinaus in die Kälte und genießen den Anblick der verschneiten Umgebung, freuen sich, dass sie drinnen im Warmen sitzen. Sie streuen Vogelfutter in die Vogelhäuschen im Garten, beobachten wie Vögel umher fliegen und nach Nahrung suchen. Die Menschen freuen sich, dass die Vögel in ihrem Vogelhaus fündig werden und sich satt essen können.
Schneeballschlachten. Schneemänner werden voller Mühe verziert, bekommen Augen aus Knöpfen, Karotten als Nasen, Hut, Mütze, und alles, was sich sonst noch so finden lässt. Die Iglus werden voller Liebe eingerichtet. Stolz präsentieren die Kinder ihren Eltern ihre kleinen Bauwerke. Sie sind voller Hoffnung, dass der Schnee noch lange anhält und ihre mühevoll errichteten Bauwerke nicht allzu schnell der Wärme zum Opfer fallen werden. Einige Kinder machen sich teils mit, teils ohne die Eltern, auf
den Weg zu Rodelbergen in der Umgebung. Die Kufen der Schlitten werden geschärft und die Kinder sind überglücklich ihre Schlitten doch noch einmal zum Einsatz bringen zu können. Auf den Rodelbergen lässt sich ein eifriges Treiben beobachten. Spaziergänger bleiben stehen und schauen zu, wie die Kinder die Berge hinab rodeln und kleine Schlittenrennen veranstalten.
Dänemark entstanden war. Das Mädchen erinnerte sich beim Anblick des Fotos ganz genau, was damals alles geschehen war. 14 Tage hatten sie Urlaub in einem Ferienhaus in Dänemark gemacht. Jeden Tag waren Mutter, Vater und Kind am Strand gewesen, hatten sich im Meer auf der Luftmatratze treiben lassen, im Sand viele Burgen gebaut und Strandspiele gespielt. Abends hatte die Mutter immer gekocht und danach hatten sie noch eine ganze Weile Gesellschaftsspiele gespielt. Alles in diesem Urlaub war einfach perfekt gewesen, unbeschreiblich schön. Das Mädchen starrte noch eine ganze Weile auf das Bild, dann schloss es das Fotoalbum vorsichtig und legte es auf das Kissen. Es griff nach einem Stoffbären, ein Geschenk von den Eltern zum 8. Geburtstag, und drückte ihn ganz fest an sich.
Das Mädchen wollte sich ablenken, an etwas anderes denken. Es nahm ein Buch zur Hand und begann zu lesen. Schnell merkte die Kleine aber, dass sie sich nicht richtig konzentrieren konnte. Sie schloss das Buch wieder und nahm erneut das Fotoalbum in die Hand. Zielstrebig öffnete sie die letzte Seite und schaute auf zwei Weihnachtsbilder - Weihnachten vor 2 Jahren, das letzte Weihnachten mit den Eltern, danach war alles anders gewesen. Tränen standen im Gesicht des Mädchens. Es versuchte sich an alles Schöne zu erinnern, dachte an den prächtig geschmückten Tannenbaum, das bunte
Lebkuchenhaus, das es gemeinsam mit der Mutter gebacken hatte, die vielen leckeren Plätzchen und Süßigkeiten auf dem bunten Teller, das gemeinsame Singen am Heiligen Abend und die vielen schönen Geschenke...... Das Mädchen wischte sich mit den Jackenärmeln die Tränen aus dem Gesicht. Zärtlich streichelte es über die Bilder im Album. Bei dem Gedanken daran, dass es dieses Jahr wieder Weihnachten im Kinderheim feiern musste, fühlte das Mädchen sich noch schlechter. Im letzten Jahr war es so grausam gewesen. Erst musste den ganzen Tag geputzt und aufgeräumt werden, dann gingen alle zusammen in die Kirche, später gab es ein gemeinsames Essen, das dem Mädchen nicht geschmeckt hatte, und anschließend musste stundenlang zusammen gesungen werden. Sie alle hatten dabei ihre Stühle unter den Tisch schieben, sich hinter die Stühle stellen müssen und immer wieder die gleichen Weihnachtslieder singen müssen. "So lange, bis es sich vernünftig anhört", "Nicht lachen", "Nach vorne gucken", "Geredet wird später", hatte die Betreuerin immer wieder mit einem strengen Unterton in den Raum gerufen. Ängstlich und eingeschüchtert hatte das Mädchen den ganzen Abend gemacht, was man von ihm erwartete, zu gerne wäre es am Heiligen Abend an das Grab der Eltern gegangen, aber trotz mehrmaligem Fragen hatte man es ihm strengstens untersagt. Immer wieder hatte es geheißen, dass sie sich alle gemeinsam einen schönen Abend im Heim machen würden, dass es auf Grund des Mangels an Personal nicht möglich wäre, jeden woanders hin zu chauffieren. Kurz vor 22 Uhr hatten dann alle Kinder ein kleines Päckchen bekommen, anschließend mussten alle zurück in die Zimmer, das Licht wurde gelöscht und Nachtruhe wurde angeordnet. Das Mädchen erinnerte sich
verstehen, hatte Ähnliches durchgemacht, bevor sie vor einigen Jahren zu der Familie gekommen war. Das Mädchen sah endlich wieder einen Sinnn in seinem Leben, konnte und wollte nach vorne blicken. Obwohl der Gedanke an Weihnachten es traurig stimmte, empfand es dennoch einen Hauch von Freude bei dem Gedanken daran, das Weihnachtsfest mit der neuen Familie gemeinsam feiern zu dürfen.
